Hans Leybold                         Le tiers état

1892 – 1914

Zertretene, die sich durch Finsternisse prügeln.

Wir Blutigen! Verworfen dorren unsre Glieder.

Die Nacht legt sich um uns; erlognen Engelsflügeln

gleich fällt sie in schwarze Flüsse; wieder

 

deckt sie die Wunden zu, wie die Not und Schmerzen.

Wir Durstigen! Kein Quell stillt unsre Brände.

Wir brüten Wut. Es qualmen grau die Kerzen

in unsern Kellern. Verfluchte Sattheit! Unsre Hände

 

hart geballt. Nur manchmal leuchtet uns der Mond:

gequollenes Symbol des Feisten, der in Villen wohnt.

Der Haß macht schwach! Und stark zugleich. Wozu Gesetze?

 

Wir beißen uns gequält die Zunge wund.

Belastete: wir sehen auf den tiefsten Grund

des Meers der Zeit. Dort wachsen unsre Zukunftsschätze.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hans Leybold                         Baleys Liebeslied für Euphemia

1892 – 1914

O Phemie: uns ist der Mond ein großes gelbes Tulpenbeet

(Es wälzen keuchend sich vom Horizonte Hollands taube Strahlen).

Vermischt sich Apfelmusgehirn mit Loderherz; kommt Eros viel zu spät

Und wir befinden uns weitaus am wohlsten in der Vertikalen.

 

Kioske öffneten sich rasch und Illustrierte schrillen.

Wir treiben Wucher mit dem Kinofilmband!

Wir liebten kilometerweise! Nach des Regisseures Willen!

Und jedes Pfundstück war uns neuer Akte Unterpfand.

 

Und Euphemie, wenn Sentiment nicht mehr aktuell ist...

Dann fliehen wir nach Monte, Phemie: ich habe drei Systeme!

Du hast nur eins: Du bringst die Kavaliere heeme.

 

Dann erbst du wohl das Doppelte, weil du so sexuell bist;

Ein Auto blüht uns, und ein Landhaus: Abbazzia.

O Phemie: halt die Fleppen blank! Denk an die nächste Razzia!